Ja, aber… was wir trotzdem von der Jung von Matt Academy lernen sollten!

Klar, wenn die Besten, Kreativsten, Visionärsten, Wissbegierigsten… zusammen sind, findet Lernen sowieso statt, und zwar in Dimensionen, von denen wir an „normalen“ Schulen nur träumen können. Da bräuchte es eigentlich gar keine Lehrperson mehr;-)

Ein Märchen? Nein! Realität in der Jung von Matt Academy in Hamburg! Ziemlich beeindruckt bin ich nicht nur von den Räumlichkeiten – hell, kreativ, modern: einfach „aamächelig“! – sondern vor allem von dem, was sich hier abspielt.

LearnPlayWorkLive - Einblick in die JvM Academy

Learn – Play – Work – Live! JvM-Academy, ein Ort, wo all das möglich ist!

1. Gebot: Aktivität! Als StudentIn lasse und gebe ich mich ein, höre zu, mache Vorschläge, denke selber, denke mit! Und wenn das, was die Lehrperson in den wenigen und kurzen Inputphasen erzählen, (zu) langweilig oder schon bekannt ist, dann mache ich was anderes, z.B. spannende Apps erkunden! (Frage mich, wie die Otto Normallehrperson wohl auf solches Verhalten reagieren würde…)

Visualisieren, analog!

Visualisieren, um den Durchblick zu bekommen!

Und zweitens: Es wird visualisiert, was das Zeug hält! Man würde denken, dass die Mac-Gemeinde dies in erster Linie digital tut. Aber was wir vor allem sehen, sind Post it-Zettel – der Verbrauch muss immens sein;-) – Klebebänder, Kartons, Plakate… Auf den ersten Blick hat man das Gefühl, in einer grossen Bastelstube zu sein. Als Jeremie Levy, einer dieser kreativsten Köpfe, uns nach dem ersten Blick einen konkreten Einblick ins Projekt seiner Gruppe verschafft, bekomme ich langsam den Durchblick: Es geht um Transferleistung auf den unterschiedlichsten Ebenen. Ein Märchen – in diesem Fall Schneewittchen – sollte auf moderne Art erzählt werden. Transfer ist sowohl inhaltlich – das Schneewittchen wird zum Symbol für Cybermobbing – als auch formal – das Gebrüder Grimm Buch wird zu einer App – gefragt. Mich erstaunt vor allem, wie hartnäckig die jungen Leute sind. Sie überlegen sich nicht einfach, wer hier die Zielgruppe sein könnte, sondern streifen alle Klischees und Vorurteile ab. In minutiöser Knochenarbeit lernen sie die junge Lehrerin (= Zielgruppe) kennen, zeichnen ihren Tagesablauf nach und können ihr Produkt schliesslich zielgenau für sie gestalten.

Jeremie erzählt!

Begeistert und begeisternd: Jeremie erzählt von seinen Projekten.

Und es geht um Feedback! Um die Bereitschaft, das, was bereits geschaffen wurde, in Frage zu stellen, zu überprüfen, neue Aspekte aufzunehmen, verschiedene Sichtweisen zu integrieren – Heterogenität (und die ist in dieser Gruppe riesig!) als Chance für Heterogenialität! Rollende Planung – Work in Progress.

Und last but not least: Es geht um Vertrauen! Die Lernenden haben einen Schlüssel zur Schule, dürfen länger bleiben, früher kommen, auch am Sonntag lernen! Sie dürfen es sich bequem machen, das flexible Mobiliar für die eigenen Bedürfnisse um- und zusammenstellen, haben Zugriff aufs Material… und die Kaffeemaschine!

Eine schöne Schule ist das! Ja genau! So stelle ich mir Schule vor: Aufträge, die anregen, Lust machen zum Dranbleiben. Eine Schule, die Autonomie fördert, Verantwortung abgibt und Vertrauen schenkt. Das ist nicht nur der Schlüssel zur Schule, sondern zu den SchülerInnen und damit zu aktivem, nachhaltigem Tun, auch an „normalen“ Schulen! Und falls es dann dereinst tatsächlich keine Lehrpersonen mehr bräuchte… So what?!

Wie schön, sich so inspirieren lassen zu dürfen! Vielen herzlichen Dank, Jeremie! www.jeremie-levy.ch

Neugierig? Hier geht’s direkt zur JvM Academy

Comments

  1. Danke für diesen spannenden Beitrag. Zu sinnstifenden Aktivitäten einladen, Feedback geben, Vertrauen schenken…so verstanden bedeutet Bildungsarbeit stets auch Beziehungsarbeit. Der ganzheitliche Blick hilft, kreative und praktische Lösungen für anstehende Probleme zu entwickeln. Und vielleicht wäre dies eine Vision für unsere Schulen: Kompetenz der neuen Generationen in der fundamentalen Pragmatik des Lebens aufbauen helfen.

    Freundliche Grüsse, Yvo Wüest

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